Auch ein Fall aus Bamberg

Nach Corona-Impfung schwer erkrankt: Hersteller gibt Nebenwirkungen zu

6.5.2024, 09:41 Uhr
Der Impfstoff-Produzent AstraZeneca muss sich vor Gericht aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen verantworten.

© Hans-Joachim Winckler Der Impfstoff-Produzent AstraZeneca muss sich vor Gericht aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen verantworten.

Erstmals hat AstraZeneca vor einem britischen Gericht Nebenwirkungen seines Corona-Impfstoffs eingestanden. Geschädigte können somit auf Schadenersatz hoffen. Auch eine Frau aus Oberfranken, die aktuell ähnlich gegen ihre schwere Erkrankung aufgrund von Nebenwirkungen der Impfung gegen das Corona-Virus vor dem Oberlandesgericht in Bamberg klagt.

Auch einem Bericht der britischen Zeitung "Daily Mail" kann es nach der Verabreichung zum Thrombose-mit-Thrombopenie-Syndrom (TTS) kommen. Letztlich eine Kombination von Blutgerinnseln und einer verringerten Anzahl von Thrombozyten, also einem Mangel an Blutplättchen, die für die Gerinnung zuständig sind.

AstraZeneca gestand die Komplikation gegenüber dem "High Court of Justice", einem britischen Gericht, das für England und Wales zuständig ist. Dort werden gegenwärtig Schadenersatzklagen von 51 AstraZeneca-Patienten verhandelt, die mitunter schwere Impfschäden wegen des Corona-Impfstoffs geltend machen wollen. Die Betroffenen beziehungsweise deren Angehörige fordern Entschädigungen von bis zu 20 Mio. £ (rund 23 Mio. €) von AstraZeneca. In Summe könnten die Schadenersatzzahlungen einen Wert von 100 Mio. € erreichen. Dieses Eingeständnis könnte auch der 33-Jährigen vor dem Bamberger Gericht entsprechend zugutekommen.

Allerdings weist AstraZeneca die Vorwürfe von sich. Aus einem Gerichtsdokument geht aber hervor, dass der Impfstoff laut Herstellerangaben "in sehr seltenen Fällen" TTS verursachen kann. TTS war als mögliche Nebenwirkung zwar im Beipackzettel des Impfstoffs angeführt - mit einer geschätzten Häufigkeit von 1:50.000.

Die Kläger reagieren entsprechend auf die Zurückweisung und werfen AstraZeneca vor, das Verfahren zu verschleppen, um weitere Opfer davon abzuhalten, Schadenersatz einzufordern. Der angeklagte Impfstoff-Hersteller beschwichtigt und teilt mit, dass die Sicherheit der Patienten "oberste Priorität" sei. Auch verweist die Firma auf klare Standards, die den sicheren Gebrauch jeglicher Medikamente sicherstellten, einschließlich der Anwendung von Impfstoffen. Klinische Versuche hätten gezeigt, dass der Impfstoff gegen das Corona-Virus ein "akzeptables Sicherheitsprofil" habe.

TTS könne außerdem unabhängig von der Verabreichung des Impfstoffes auftreten. Deshalb müssten Experten jeden Einzelfall untersuchen. Rund 50 Millionen Briten hätten den Wirkstoff verabreicht bekommen, 81 starben nachweislich an Komplikationen im Zusammenhang mit einer gestörten Blutgerinnung, berichten britische Medien, darunter "The Telegraph". Wie viele Patienten dauerhafte Schäden erlitten, ist nicht bekannt.

Wasser auf den Mühlen für Prozess in Oberfranken

Die 33 Jahre alte Frau aus Oberfranken klagt gegen diesen Hersteller auf Schadenersatz. Sie hatte sich im März 2021 mit dem Covid-19-Vakzin "Vaxzevria" des britisch-schwedischen Unternehmens impfen lassen und danach eine sogenannte Darmvenenthrombose erlitten. Sie kam in ein Koma und letztlich musste ihr ein Teil des Darms entfernt werden. Das Gericht ordnete Anfang April an, dass zunächst ein Gutachten erstellt werden müsse. Der Anwalt der Frau, Volker Loeschner, bezeichnete diese Erst-Entscheidung des Gerichts als Etappensieg. Von der Entscheidung gehe zudem eine Signalwirkung für andere Verfahren aus, dass Gerichte nicht ohne Gutachten über diese Thematik entscheiden könnten.

Im Prozess um einen mutmaßlichen Corona-Impfschaden hatte das Oberlandesgericht (OLG) Bamberg zum Prozess-Auftakt Zweifel daran erkennen lassen, ob der Hersteller Astrazeneca ausreichend über Nebenwirkungen informiert hat. Der Zivilprozess gehört zu den ersten gegen einen Corona-Impfstoffhersteller in Deutschland. Mit den Erkenntnissen aus UK bekommt der fränkische Fall neue Wendungen und entsprechend Futter.

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